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Kreistreffen

Im Sommer und Herbst des Jahres 1945 wurde ein Teil der nach der Flucht und Vertreibung in Sachsen lebenden Heimatvertriebenen nach Sachsen – Anhalt umquartiert. Die Masse blieb aber im Raume Grimma, Borna und Rochlitz. In der sogenannten „Deutschen Demokratischen Republik“ waren landsmannschaftliche Zusammenkünfte verboten. Für die in der Bundesrepublik und in West- Berlin lebenden Heimatvertriebenen bestand für ihren Zusammenschluß keine Beschränkungen. Im Gegenteil: Die großen landsmannschaftlichen Treffen der Schlesier, Ostpreußen, der Pommern, der Sudetendeutschen und anderer Heimatverbände erfreuten sich immer einer großen Förderung durch die Bundesregierung, die Landesregierungen und die führenden Parteien.

Anfangs schien es fast unmöglich die heimatlichen Bindungen zu knüpfen, die Landsleute waren auf den weiten Raum von Görlitz bis Aachen und von Flensburg bis zum Bodensee verstreut. Viele gingen sogar in die „weite Welt“ über den Atlantik nach Nordamerika. So begann die Suche nach den durch die Vertreibung getrennten Verwandten und Bekannten. Hieraus entwickelte sich ein neuer Ansporn: Man wollte die gesamte Kreisfamilie. Trotz aller Schwierigkeiten war der letzte Landrat Dr. Saint Paul von diesem Vorhaben persönlich überzeugt und nahm sie als „ Kreisvater“  in Angriff. Der Landrat war ohne berufliche Stellung, ohne Mittel in einer Dachwohnung auf dem Dorfe mit seiner Familie untergebracht. Er begann eine Adressenkartei zu erstellen um die Kontakte zu den Landsleuten herstellen zu können. Zuerst mit seiner Frau alleine – später kamen weitere Mitarbeiter hinzu.

Mit dem Notizbuch in der Hand wurde bei jeder Begegnung mit Landsleuten und bei jedem noch so kleinen Treffen Adressen aufgeschrieben und Teilnehmerlisten erstellt die ihm anschließend zugeleitet wurden. Jede sich bietende Gelegenheit wurde genutzt um Anschriften zu erfragen und aufzuschreiben. Das Endergebnis war eine Vergrößerung des zunächst kleinen Bestandes auf 20.000 Adressen in einer modernen Kartei, aufgebaut auf der zähen und fleißigen Arbeit unseres Landrates für seinen Kreis. In jeglicher Form gab es Bemühungen die heimatlichen Bindungen wiederherzustellen. Bedeutende Hilfe leistete die Landsmannschaft Schlesien mit ihren an wechselnden Orten stattfindenden Heimattreffen. Diese ergaben großartige Gelegenheiten unsere Sammlungen zu ergänzen.

Hier einige Beispiele der Treffen :

Schlesiertreffen finden seit 1950 statt, seit 1953 in regelmäßigen Zweijährigen Abständen. Eine Ausführliche Liste aller Schlesiertreffen finden sie auf Wikipedia.

März 1953 ca 250 Militsch-Trachenberger in Hannover

29.7.1953 Bundestreffen der Landsmannschaft in Köln mit einer Teilnehmerzahl von 400.000 aus ganz Schlesien

Treffen Köln 1953 gerade
Eine Gruppe Militscher Heimatfreunde 1953 in Köln

Bei den Zusammenkünften zeigte sich die Sehnsucht der Vertriebenen, sich von Zeit zu Zeit mit Freunden und Bekannten aus der Heimat wiederzusehen, das bewiesen die gewaltigen Schlesiertreffen die von Jahr zu Jahr immer größer werdende Besucherzahlen aufwiesen. Aber was nützt einem ein solch großes Treffen, wenn man den lieben Nachbarn oder Bekannten in dem Menschengewühl überhaupt nicht trifft, wie es oftmals vorkommt.

Die Militsch-Trachenberger hatten durch die Initiative des ehemaligen Militscher Landrates Dr. von Saint Paul, das große Glück, dass durch die Erfassung so vieler Namen von ehemaligen Kreisbewohnern in der Heimatkartei die Möglichkeit zu persöhnlicher Kontaktaufnahme und schließlich auch für kleinere interne Zusammenkünfte geschaffen worden war.

Es wurden verschiedene Heimatgruppen gegründet, zunächst in Düsseldorf, Köln, Hannover, Frankfurt und Stuttgart, bei denen die Kreistreffen stattfinden konnten

29.8.1953 Kreistreffen in Hannover an dem ca 60 – 70 Militsch-Trachenberger teilnahmen.

1.5.1954 Militsch-Trachenberger Kreistreffen in Hannover

Landrat Dr. v. Saint Paul ergriff das Wort zu seiner Begrüßungsansprache. Er betonte dabei, dass die Kreistreffen der Militsch-Trachenberger absolut nicht den großen alljährlichen Schlesiertreffen, Abbruch tun sollen.

9.5.1954  Treffen in Düsseldorf, geleitet vom Heimatkreisvertrauensmann Kurt Lange.

Mit einer herzlichen Ansprache begrüßte der Heimatkreisvertrauensmann die erschienenen Landsleute und erläuterte dann den Zweck der als „Familienfeiern“ gedachten internen Kreistreffen, die notwendig seien, den Kontakt unter den heimatvertriebenen Bartschtalsbewohnern aufrechzuerhalten. (MTKS.9/1954 S. 2)

19.6.1954 Militsch-Trachenberger in Hannover

10. u. 11.7.1954 Schlesiertreffen in Hannover auf dem Messegelände mit einer Reservierung für die Militsch-Trachenberger in Halle 3, hier waren es ca 600 Teilnehmer

17. u. 18.7.1954 Kreistreffen in Frankfurt am Main

25./26.6.1955 Militsch-Trachenberger Kreistreffen im Rahmen des Schlesiertreffens in Hannover

Durch die Wahl eines Vorstandes wurde die Kreisgemeinschaft gegründet. Damit sollte die Heimatkreisorganisation weiter ausgebaut und finanziell besser untermauert werden, der bereits lose bestehende Kreisverein solte auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt werden. Es ging um die Lösung der gesamtdeutschen Frage, zu der der deutsche Osten gehört. In der Hauptsache ging es um den Zusammenschluß insbesondere die Landsleute in Mitteldeutschland sollten in den Kreis mit einbezogen werden.

Die Verbindung zu den Heimatfreunden sollte gehalten und ausgebaut werden um zu zeigen, dass an sie gedacht wird und das sie nicht vergessen werden.

30.6.-1.7.1956 Kreistreffen in Stuttgart mit 500 – 600 Besuchern

23.9.1956 Kreistreffen in Düsseldorf

26.5.1957 Kreistreffen in Düsseldorf

16. und 17.6.1957 Patenschaftsfeier in Springe

Der 1955 gegründete Zusammenschluß/Verein, die  Kreisgemeinschaft gab sich nach der Patenschaftsübernahme 1957 durch den Landkreis Springe den Namen: Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg und erhielt ein Büro im Kreishaus in Springe. Springe ist seitdem der Sitz der Heimatkreisgemeinschaft Miltisch-Trachenberg,, ein gemeinnütziger Verein, der 2020 ins Vereinsregister eingtragen wurde und den Zusatz e.V. trägt.  Durch die Paten war die Möglichkeit einer nicht nur finanziellen Unterstützung gegeben, die es möglich machte, die weit verstreuten ehemaligen Kreisbewohner zu unterstützen. Mit Postkarten, Briefen, Päckchen und Paketen wurde gezeigt: Wir hier im Westen haben euch nicht vergessen und wir denken an euch, wir halten Verbindung zu Euch und wir unterstützen euch.

Doch auch der Kontakt der weit verstreuten Heimatvertriebenen im Bundesgebiet sollte weiter ausgebaut werden und so wurden in bei den Treffen darüber gesprochen weitere Heimatgruppen in verschiedenen Großstädten  zu gründen:

Im Oktober 1957 fand ein Heimattreffen in Stuttgart statt, hier wurden erste interne Gespräche zu den geplanten Gründungen von weiteren Heimatgruppen der Militsch-Trachenberger geführt.

Am 9.11.1957 fand in Braunschweig eine Gründungsversammlung für eine Heimatgruppe aller im Braunschweiger Raum befindlichen ehemaligen Bewohner des Kreises Militsch-Trachenberg statt.

In einer Sitzung am 2.11.1963 in Köln wurde ein Beschluss zur Gründung von weiteren Heimatgruppen gefasst.  Es sollten  noch weitere Heimatgruppen in:  Berlin, Bremen, Hamburg, Münster und Osnabrück  entstehen, was dann auch entsprechend umgesetzt wurde.

Diese einzelnen Heimatgruppen waren eigentlich kleine Vereine, die jeweils  ihren eigenen Vorstand wählten. Dieser Vorstand gehörte  seinerseits zum erweiterten Vorstand des Vereins Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg.

Bei den alle 2 Jahre in Springe stattfindenden Bundestreffen wurden im Vorfeld regelmäßig Vorstandssitzungen abgehalten. Hier traf sich dann der Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg mit seinen Mitgliedern dem erweiterten Vorstand (den jeweiligen Vorständen der einzelnen Heimatgruppen) zu einer                  „erweiterten Vorstandssitzung“, die vorab schriftlich vom Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft eingeladen worden waren.

 

 

Menschenmenge im Volkspark von Springe zur Patenschaftsfeier 1957
Ein weiteres Foto der Menschenmenge im Volkspark

Seither finden alle 2 Jahre die Bundestreffen in Springe statt

Heimattreffen in Stuttgart im Oktober 1957
Köln Schlesiertreffen 1963
Schlesiertreffen in Köln 1963 mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer
Der Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft in Stuttgart im Oktober 1957
Ludwigshafen 1966 (2)
Heimattreffen in Ludwigsburg bei Stuttgart 1966

Mit der politischen Wende 1989 in Deutschland und Europa ergaben sich neue Aufgaben. Es gab keine Grenzen mehr und die DDR und die Bundesrepublik waren vereint in einem Staat. Für unsere Landsleute in der ehemaligen DDR gab es nun eine Vereinsfreiheit, bisher unterdrückte Zusammenkünfte von Flüchtlingen und Vertriebenen waren nun möglich. Das Vorhaben war , nun in den neuen Bundesländern, wo etwa 2/3 unserer Kreisbewohner nach dem Krieg angesiedelt waren, ein Kreistreffen zu veranstalten. Am 1.5.1991 gab es ein erstes Treffen in den Messehallen in Markkleeberg bei Leipzig mit mehr als 2000 Leuten. Es setzte nun eine Welle von örtlichen Heimattreffen in den neuen Bundesländern ein.

Nun wurden auch hier einzelne Heimatgruppen gebildet, die sich zu regelmäßigen Zusammenkünften trafen, außerdem fanden nach der Wende in Abständen größere Treffen statt, um ein Zusammentreffen mit den ehemaligen Bewohnern des Kreises Militsch-Trachenberg auch in den neuen Bundesländern zu ermöglichen.

Hier einige Beispiele:

Frohburg mit den Trachenberger, Sulauer und Freyhaner Treffen

Gröblitz mit dem Hammer-Sulau und Umgebung Treffen

Döhlen mit dem Brandetaler Treffen

Geringswalde mit dem Amwalder Treffen

Leipzig mit dem Prausnitzer Treffen

Bennewitz/Deuben mit dem Militscher Treffen

 

Da die Mehrzahl unserer Kreisbewohner nach der Flucht/Vertreibung in den sogenannten “ neuen Bundesländern“ sesshaft geworden sind, waren die Treffen über einen langen Zeitraum sehr gut besucht.  Es gab auch einen gewissen Nachholbedarf und die seit der „Wende“ geschaffene Möglichkeit sich zu Treffen zusammenzufinden wurde gerne genutzt. Endlich konnten sich die bis dahin voneinander getrennt lebenden ehemaligen Einwohner des Kreises Militsch-Trachenberg wiedersehen und gemeinsame Erinnerungen an die Heimat austauschen.

Zwischenzeitig ist die „Erlebnisgeneration“ sehr reduziert, viele sind nun in einem hohen Alter und können Reisen zu den Treffen nicht mehr durchführen. Auf der anderen Seite sind die meisten Mitglieder des sogenannten erweiterten Vorstandes der Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg, welche die Heimatgruppen geführt haben und diese Treffen durchgeführt haben, verstorben oder die Heimatgruppen wurden zwischenzeitig augfgelöst.

Derzeit werden noch Heimattreffen in Frohburg angeboten, auch hier ist die Erlebnisgeneration zurückgegangen, und es sind auch Gäste anzutreffen, die nicht im Heimatkreis Militsch-Trachenberg geboren wurden, sich aber zwischenzeitig mit den ehemals Vertriebenen verbunden fühlen und diese Gemeinschaft genießen.

 

Treffen Sachsenkrug Dürrweitzschen 1994
Heimattreffen in Dürrweitzschen 1994
Treffen Bennewitz 1997
Militscher Treffen in Bennewitz 1997
Heinz Kricke, Weihnachtsfeier 2019
Gastgeber Heinz Kricke bei der Begrüßungsansprache der Weihnachtsfeier 2019 in Groitzsch
Weihnachtsfeier 2019
Gäste bei der Weihnachtsfeier in Groitzsch 2019
Weihnachtsfeier Frohburg 2019
Kreistreffen zur Weihnachtsfeier in Frohburg 2019
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